
Sophie @the_modern_traditional
Künstlerin des Monats Dezember
Sophie Reusche, 31 Jahre
Das bin ich in fünf Wörtern:
ehrgeizig, experimentierfreudig, unaufgeregt, nahbar, hilfsbereit
Interview
Welche Rolle spielt das Kreativ-Sein in Deinem Alltag? Bist du neben Watercolour und Lettering auch anderweitig kreativ?
Kreative Arbeiten sind (sofern es sich nicht um Auftragsarbeiten handelt) meine kleinen Inseln und Auszeiten im Alltag. Sie helfen mir dabei, zumindest für einen kurzen Moment alles um mich herum zu vergessen und mich nur auf das Hier und Jetzt zu fokussieren.
Die kreative Welt ist so vielfältig und die Möglichkeiten so groß - deshalb liebe ich es verschiedenste Kreativtechniken auszuprobieren. Neben der reinen Aquarellmalerei und der Watercolour & Ink Technik, bastle ich gern Watercolour Paper Art Collagen aus (alten) Waterclour-Werken und verbinde darin meine Liebe für Typografie und die Aquarellmalerei. Außerdem habe ich im letzten Jahr Gefallen an der digitalen Illustration und an der Illustration mit Buntstiften gefunden.

Du reist auf eine einsame Insel und darfst nur einen Stift/Pinsel/Farbe mitnehmen - für was entscheidest Du Dich?
Da ich mich für eine Sache entscheiden muss und Pinsel nur in Verbindung mit Farbe Spaß machen, würde ich einen wasserfesten Pigment Liner mitnehmen. Der funktioniert solo, muss nicht gespitzt werden, funktioniert ggf. auch auf anderen Untergründen und ist langlebig. 😊
Wo findest Du die meiste Inspiration?
Ich liebe Magazine, Coffee Table Books oder auch
Instagram Accounts und Blogs, die sich allgemein mit dem Thema Design und Interieur beschäftigen. Sie sind für mich wahnsinnig inspirierend, weil sie gar nichts mit meinem Metier zu tun haben, ich dadurch ganz frei in der Betrachtung bin und weil ich gleichzeitig Ideen und Inspiration für Muster oder Farbkombinationen daraus ziehen kann.
Eine schöne Inspirationsquelle für meine floralen Motive sind für mich auch Blumengeschäfte bzw. „echte“ Bouquets.
Wie hast Du es geschafft Deinen eigenen Stil zu finden?
Ich schätze, im Wesentlichen beobachte ich bei anderen Kreativen überwiegend die Technik, die sie nutzen, um ihre Ergebnisse zu erzielen. Also zum Beispiel die Pinselhaltung, Maltechniken oder auch „Regeln“ im Hinblick auf Farb- und Bildkomposition.
Spezifische Motive versuche ich dann losgelöst von äußeren Einflüssen umzusetzen und mich im kreativen Prozess rein auf die Anwendung der Techniken zu konzentrieren.
Spannenderweise tue ich mich aber nach wie vor schwer, meinen eigenen Stil „zu sehen“. Von außen bekomme ich jedoch häufig gesagt, dass mein Stil deutlich in meinen Arbeiten zu erkennen wäre. 😊


Hast du manchmal ein „Krea-Tief“ und wenn ja – was tust du dagegen?
Auf jeden Fall! Ich glaube das ist etwas, was jede:r kreative Kopf kennt, worüber aber häufig nicht gesprochen wird. Der Fakt, dass es diese „Krea-Tiefs“ gibt, geraten aus meiner Sicht auch gern in Vergessenheit, da man gerade in sozialen Medien den Eindruck gewinnen kann, dass kreative Ideen nur so in Massen fließen.
Was ich in den letzten Jahren gelernt habe: „Krea-Tiefs“ zulassen und nicht dagegen ankämpfen. Denn je mehr man sich unter Druck setzt, kreativ zu sein und ansprechende Ergebnisse präsentieren zu
müssen, desto weniger fließt die Kreativität. Ganz im Gegenteil. Die Ideen bleiben aus. Die Ergebnisse entsprechen nicht mehr den eigenen Erwartungen. Der Frust steigt.
Kreativ zu sein ist keine mechanische Fähigkeit, die man an- und ausschalten oder auf Knopfdruck abrufen kann. Stattdessen sehe ich
die Kreativität mehr als eine Quelle, die mal mehr sprudelt und mal weniger. Die aber nie ganz versiegt. Gibt man ihr die Zeit, einfach mal zu ruhen, ohne weiter und weiter zu graben, sprudelt sie danach von ganz allein wieder so
richtig los. Versprochen. Ich spreche aus Erfahrung. 😉
Kreativität und Social Media - welche Gedanken hast
Du dazu?
Ich persönlich sehe es sowohl als Chance als auch als Risiko. Als Chance, weil man Einblicke in die Arbeit von Künstler:innen aus aller Welt bekommen kann, sich dadurch inspiriert und motiviert fühlt und vielleicht die Leidenschaft für bestimmte Kreativtechniken (wieder) entdeckt. Außerdem ist es eine schöne Möglichkeit, seine Arbeiten zu zeigen und sich mit anderen kreativen Menschen auszutauschen.
Social Media in Verbindung mit Kreativität kann aus meiner Sicht aber auch ein Risiko sein. Die vielen äußeren Einflüsse können verunsichern. Man zieht Vergleiche, verliert sich dabei selbst aus den Augen verliert und setzt sich unter Druck. Der ursprüngliche Gedanke hinter kreativen Arbeiten, nämlich Spaß zu haben, zu Ruhe und Entspannung zu finden und sich selbst durch kreative Werke auszudrücken, können schnell verloren gehen. Deshalb finde ich es wichtig, im wahrsten Sinne des Wortes hin und wieder mal abzuschalten. Social Media Social Media sein zu lassen und bewusst zu konsumieren. Getreu dem Motto:
„Inspirieren statt imitieren.“ Denn Kreativität hat so viele Facetten.
Hast Du Vorbilder - wenn ja, welche?
Ich habe keine einzelne Person, die ich als Vorbild sehe. Stattdessen ist es eine bunte Mischung verschiedenster Menschen aus
verschiedensten Themenbereich, die mich mit ihrer Haltung, ihrer Entwicklung oder Ihrer Arbeit inspirieren.

Hast Du weitere kreative Ziele und Träume, auf die Du Dich schon freust?
Eine meiner Illustrationen mal auf einem Puzzle zu sehen, wäre wunderbar. Denn ich liebe es zu puzzeln. (Zu Malen ja sowieso. 😊) Und mit meinen Motiven mal einen Artikel des Flow Magazins zu schmücken ist auch ein großer Traum von mir.
-Vielen Dank für das Interview, liebe Sophie